Die Bedeutung des Hörens

Die Entwicklung des Hörens

Die Evolution räumt offenbar bereits beim Embryo dem Ohr als erstem entwickelten Wahrnehmungsorgan eine vorrangige Bedeutung ein. Im Gehirn ist für das Hören ein auffällig großer Raum reserviert. Hören bedeutet nicht nur Laute und Geräusche hören, sondern auch deren Frequenzen wahrnehmen und innerlich damit in Resonanz gehen. Die Natur hat uns perfekt mit einem dreidimensionalen Hörsinn ausgestattet, um die Welt um uns herum wahrzunehmen, zu spüren und zu fühlen.

Es ist nachgewiesen, dass ungeborene Kinder freudig und lebendig reagieren, wenn die Stimmen der Eltern zu ihnen sprechen. Die erste Möglichkeit der Wahrnehmung erhält jeder lebendige Organismus über Wellen und Schwingungen.

Die menschliche Sinneswahrnehmung

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Für eine korrekte und gesunde Orientierung braucht der Mensch die Fähigkeit, räumlich zu erfassen. Das heißt, der Mensch sucht immer seine Position zum Geschehen und zwar in allen Wahrnehmungsbereichen: Körper, Geist und Seele. Wo bin ICH? Was umgibt mich? Wie ist das Verhältnis (Nähe, Abstand, Größe, Relationen, usw.) zwischen mir und meiner Umgebung? Eine klare und natürliche sinnliche Orientierung steuert fast unmerklich einen Teil unseres Bewusstseins und Selbst-Bewusstseins, sowie unserer Beziehungen zu unserer Umgebung und anderen Menschen.

Die räumliche Wahrnehmung wird vorrangig über Augen und  Ohren gesteuert, wobei Augen und Ohren für unterschiedliche Aspekte der Orientierung zuständig sind: Die Augen sind nach vorn gerichtet und dienen dazu, innerhalb des Raumes Objekte detailliert zu fokussieren und räumlich voneinander zu unterscheiden. Das Sichtfeld der Augen beträgt ca. 130 Grad. Da wir mit den Augen nicht in der Lage sind, eine  Rundumsicht zu erreichen, dienen die Augen in erster Linie zur frontalen Orientierung nach vorn.

Anders unsere Ohren: Mit den Ohren sind wir dazu in der Lage, 360 Grad rundherum wahrzunehmen. Die Ohren dienen der vollständigen räumlichen Orientierung in alle Richtungen.

Räumliche Wahrnehmung

Wir brauchen zwei Augen, um räumlich Sehen zu können, um in die Tiefe des Raumes hineinzuschauen. Mit nur einem Auge sehen wir zunehmend flacher und zweidimensional. Für die Ohren gilt dies ebenfalls: Mit zwei gesunden Ohren hören wir räumlich in alle Richtungen, mit nur einem Ohr flacht das Hören merklich ab und sorgt für eine Verwirrung in der Orientierung. Sie können dies leicht selbst prüfen, indem Sie sich für einige Minuten ein Auge oder ein Ohr zuhalten. Die Verschiebung und Verwirrung der Wahrnehmung ist schnell spürbar.

Ein natürlicher Raumklang ist die Voraussetzung für einen unverfälschten und entspannten Hörgenuss und für die Gesunderhaltung unseres Gehörsinns außerordentlich wichtig.

Interaktion von Ohren und Gehirn

Für die korrekte Zuortung von Schallquellen ist nicht das Ohr, sondern unser Gehirn zuständig. Wir unterscheiden hier bewusst zwischen Ortung und Zuortung. Jeder Organismus verwendet die Zeitunterschiede zwischen Verursachung und Reflexion von Schallquellen zur Bestimmung der eigenen Position im Raum. Es handelt sich hierbei um einen äußerst komplexen Rechenvorgang, an den wir uns so sehr gewöhnt haben, dass er uns meistens nicht mehr bewusst ist.

Musiker und Komponisten waren und sind sich darüber hingegen durchaus im Klaren.

Das hat der geniale J.S.Bach, der als der Mathematiker unter den Komponisten gilt, wohl gemeint, als er sagte: „Wenn wir Musik hören, rechnet die Seele!
 
Die Ohren liefern - insofern sie gesund funktionieren - die Daten aus der akustischen Kulisse der jeweiligen Umgebung an das Gehirn, woraus das Gehirn - insofern es gesund funktioniert - die korrekte Entfernung zu jedem einzelnen Objekt zu berechnen versucht. Erst die korrekte Ortung durch die Ohren und die anschließend erfolgende korrekte Zuortung durch das Gehirn macht eine räumliche Orientierung überhaupt erst möglich. So bestimmen wir laufend unsere eigene Position innerhalb unserer Umgebung.

Ortung von Klangquellen

Das Gehör kann die Schallsignale einer lokalisierten Schallquelle aus Umgebungsgeräuschen extrahieren. Zum Beispiel kann sich das Gehör auf einen Sprecher konzentrieren, wenn gleichzeitig andere Sprecher dazwischen reden.
Durch diese auch als Cocktail-Party-Effekt bezeichnete Fähigkeit werden Geräusche aus anderen Richtungen, die die Wahrnehmung der gewünschten Schallquelle stören könnten, stark abgeschwächt wahrgenommen. Die Signalverarbeitung durch das Gehirn erzielt hierbei Verbesserungen des Störabstands von etwa zu 9 bis 15 dB. Störgeräusche aus anderen Richtungen werden hierdurch nur noch halb bis ein Drittel so laut wahrgenommen, wie sie in Wirklichkeit sind.

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In geschlossenen Räumen wirkt nicht nur der Schall aus der Richtung der Schallquelle auf das Gehör ein, sondern auch von den Wänden reflektierter Schall. Zur Richtungsbestimmung wird aber nur der zuerst eintreffene Direktschall, nicht aber der später eintreffende reflektierte Schall vom Gehirn ausgewertet (Gesetz der ersten Wellenfront). Hierdurch bleibt eine korrekte Richtungsbestimmung der Schallquelle möglich.

Hierzu wertet das Gehirn starke zeitliche Änderungen der Lautstärke in verschiedenen Frequenzgruppen aus. Kommt es zu einem starken Anstieg der Lautstärke in einer oder mehreren Frequenzgruppen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den Direktschall einer Schallquelle, die neu einsetzt oder deren Signal die Eigenschaften verändert. Dieser kurze Zeitraum wird vom Gehirn zur Richtungsbestimmung (und auch Lautheitsbestimmung) genutzt.

Später eintreffende Reflexionen erhöhen die Lautstärke in den betroffenen Frequenzgruppen nicht mehr so stark, so dass hier keine neue Richtungsbestimmung erfolgt.

Die einmal erkannte Richtung wird dann so lange als Richtung der Schallquelle benutzt, bis aufgrund von stärkeren Lautstärkeanstiegen wieder eine neue Richtungsbestimmung möglich ist.

Für die Erkennung und Ortung eines Musikinstrumentes im Orchester ist vor allem der Direktschall verantwortlich. Der Direktschall beträgt in der Natur jedoch nur 10-15 %, so auch beim Naturschallwandler®. Die Klangeinsätze der Musikinstrumente sind sehr wichtig für ihre Erkennung. Bei vielen Musikinstrumenten und auch bei der Sprache besitzen die Klänge überhaupt keinen stationären Anteil, sie bestehen nur aus Ausgleichvorgängen (der stationäre Teil entspricht dem Direktschall). Bei tiefen Tönen ist das An- und Ausklingen relativ langsam. Schlag- und Zupfinstrumente klingen dagegen sehr schnell an und langsam aus. Diese Klangcharakteristika können vom Naturschallwandler® präzise wiedergegeben werden.

Hören ist überlebenswichtig

Wenn Teile unseres Sinnesapparates eingeschränkt sind oder sogar ausgeschaltet werden, ändert sich die gesamte Lebenssituation radikal: Ein blinder Mensch ist z.B. auf das Hören als überlebenswichtige Quelle der Wahrnehmung seiner Umgebung vollständig angewiesen (ebenso ein sehender Mensch in absoluter Dunkelheit). Sein Gehör wird andererseits dadurch so perfekt geschärft und  trainiert, daß seine Orientierung fast ausschließlich auf akustische Weise erfolgt.

Beispiel:
Geht ein Sehender auf dem Bürgersteig und hinter ihm klingelt ein herankommender Fahrradfahrer, der vorbeifahren möchte, dreht sich der Sehende unwillkürlich zuerst kurz um, um herauszufinden, wo sich der Radfahrer befindet. Er benutzt gewohnheitsmäßig zuerst seine Augen, obwohl dies zur Klärung der Situation nicht im Geringsten notwendig wäre! Erst dann entscheidet er, ob und wohin er ausweichen wird. Er verlässt sich nicht auf sein Gehör.

Der blinde Mensch hingegen ortet allein aus seiner akustischen Wahrnehmung heraus den richtigen Standort und die Entfernung des Radfahrers und weicht schnell und korrekt aus.
Fällt einem Blinden versehentlich ein Geldstück aus der Börse, kann er allein vom Geräusch des Aufpralls eine annähernd korrekte Zuortung vornehmen und ertastet dann das Geldstück mit der Hand. Der Sehende hingegen sucht auch hier mit den Augen und setzt sein Gehör nicht angemessen ein. Er ist ein "Augentier" geworden.

Beispiel:
Die Fledermaus verwendet ihre eigene Stimme in Ultraschall-Frequenz zur Orientierung beim Flug und Beutefang, nutzt also ein eigenes aktives Orientierungssystem in höchster Spezialisierung und sichert dadurch ihr Überleben.

Fledermäuse geben allerdings kein "akustisches Dauerlicht" ab, sondern unterbrechen ihre Ortungsrufe periodisch, um in den kurzen Pausen ihrem Echo zu lauschen. Die Schallortung funktioniert also nicht per Dauerton, sondern periodisch – quasi als akustisches Stroboskop. Je dichter diese Lautblitze auf der Zeitachse zusammenrücken, desto genauer wird das Bild, das sich eine Fledermaus von ihrer Umgebung macht.

Die bloße Erfassung eines Hindernisses bzw. Beuteinsekts und seiner Größe reicht einer Fledermaus natürlich nicht – sie braucht auch Informationen darüber, wo genau sich das Ortungsobjekt befindet: Da die Fledermaus den Ortungsschall selbst produziert, muss das geortete Objekt also um so weiter entfernt sein, desto später das Echo ihres Rufes ihre Ohren erreicht.

Weitere Beispiele für die akustische Orientierung wären das Radarprinzip, das Echolot oder das Sonar. Im Tierreich verwenden außer den Fledermäusen auch Wale und Delfine Schallwellen und deren Echo, um sich zu orientieren.

Verarbeitung von Schallinformationen

Das menschliche Gehirn kann nur sich auf natürliche Weise ausbreitende Klänge vollständig und ohne Stress verarbeiten. So wie wir Menschen ein Teil der Natur sind, ist auch unser Gehirn bei der Verarbeitung von auditiven Informationen für eine natürliche dreidimensionale Akustik eingerichtet.

Basierend auf dem Verständnis über die genannten natürlichen Zusammenhänge stellt sich für den Menschen die Aufgabe, ihre Gesetzmäßigkeiten technisch so umzusetzen, dass in der modernen Lautsprechertechnik eine Klangqualität erzeugt werden kann, die der Mensch auf einem natürlichen Weg verarbeiten und aufnehmen kann.

“Dieser Klang ist phänomenal.
Seit ich die Anlage habe, höre ich endlich wieder regelmäßig Musik.
Was noch besser ist: Ich fühle mich dabei so entspannt, wie ich es vorher nicht kannte.
Es ist wie ein täglicher kleiner Urlaub!“
Nicola K. Leffers, Fotografin